Arktis 2016: Spitzbergen, Franz-Josef-Land und der Nordpol



Von Zürich aus ging es bei 30°C nach Spitzbergen, wo es sonnig war (ja auch bei einer Landung um 2 Uhr nachts) und für arktische Verhältnisse fast schon warm. Es stand eine Reise mit nur Schweizern rund um Spitzbergen auf dem Plan. Gegen 4 Uhr war ich im Bett und um 9 Uhr fing mein Job auf dem Schiff an. Ich war sehr aufgeregt, da ich nun meine kleine Familie wiedersehen sollte. Die Reise war ein großer Erfolg. Über Ny-Alesund ging es bis 82° nördliche Breite. Wir haben viele Eisbären gesehen und gigantische Zodiac-Fahrten gemacht. Ich bin das erste Mal in polare Gewässer gefallen, als unser Zodiac von einer Welle erfasst wurde und ich habe in den 10 Tagen kaum geschlafen. 

Eisbär auf Spitzbergen

Von Longyearbyen ging es dann weiter nach Tromsö, Oslo und Kirkenes. Dies ist der Endhafen der Hurtigruten und ein kleines Städtchen sehr viel Wald und Seen in der Umgebung. Hier fiel mir auch auf, dass ich mein Laptopladegerät vergessen hatte und mein Akku fast leer war. Zum Glück konnte ich in dem doch recht kleinen Städtchen Ersatz auftreiben. Von hier ging es mit dem Auto nach Murmansk. An der Grenze wurden wir sehr unfreundlich begrüßt, könnten aber ohne Probleme nach Russland einreisen. Kurz vorher hatte sich der politische Ton gegenüber Russland etwas verschärft und so durften wir vorerst nicht aufs Schiff, was uns 3 Tage Urlaub in Murmansk bescherte. Diese Stadt ist nur schwer beschreibbar. Eine Industriestadt mit einem großen Hafen. Hier liegen fast alle Eisbrecher der Rosatomflot und man kann den Kohlestaub förmlich riechen. Bei 15°C und 24 Stunden Licht am Tag, war es wärmer als gedacht. Auch die Russen gingen in kurzen Hosen und Bikini zur Arbeit. Irgendwann hatte auch die Warterei ein Ende und wir bezogen unser Heim für die nächsten Wochen. 
Die 50 Years of Victory

Die 50 Years of Victory. Der zu dieser Zeit größte Eisbrecher der Welt. Betrieben von 2 Atomreaktoren. Das Schiff hatte 15 Decks, alleine die Stufen, die ich jeden Tag steigen musste, sind unzählbar. Zwischen dem untersten und dem obersten Deck gab es einen gefühlten Temperaturunterschied von 40 Grad. Die Brücke war so groß wie meine Wohnung. Zu den Annehmlichkeiten gehörten 2 Saunas, 1 Pool, 1 Fitnessstudio und eine Sporthalle, die zu meinem Lieblingsort auf dem Schiff werden sollte. Die Kabinen waren sozialistisch eingerichtet, die Telefone hatten Wählscheiben. Die Walkie-Talkies funktionierten durch den dicken Stahl nur selten. Auf dem Achterdeck gab es einen Hubschrauber, der es mir ermöglichte zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Hubschrauber zu fliegen. Mit diesem Schiff sollte es 3 Mal bis zum Nordpol gehen und zurück. Die erste Reise war die Schönste mit vielen internationalen Gästen an Bord. Die zweite und dritte Reise war von chinesischen Touristen geprägt. Es dauerte fast 2 Reisen bis ich mich auf dem Schiff zurechtfand. Die Kommunikation mit der russischen Crew war schwierig bis unmöglich. Durch die sportlichen Aktivitäten fand ich aber Anschluss und wurde in die russische Trainingsgruppe für Basketball und Badminton aufgenommen. Eine große Ehre. Das Schiff braucht 4 Tage Zeit zum Hochfahren der Reaktoren, d.h. bei der Rückkehr in den Hafen wurden diese nicht ausgeschaltet. Durch die Abwärme herrschten schnell mal 30 Grad. Das Gefühl am Nordpol zu sein, war irgendwie surreal, auf dem Meereis zu laufen war wiederrum eine gigantische Erfahrung, wenn man sich überlegt, dass 4000m Meer unter einem sind. In Erinnerung geblieben sind mir die Landschaften in Franz-Josef-Land, die manchmal sehr surreal sind und manchmal auch stark an Svalbard erinnern. Diese Inseln gesehen zu haben, ist auch jetzt noch eine große Ehre, denn nur wenige Menschen haben diese Möglichkeit. Damals war es nur 3 Schiffen auf der Welt gestattet diesen russischen Nationalpark zu befahren. Die Geschichte und Entdeckung des Archipels fasziniert mich bis heute. Die Österreichische Expedition von Payer und Weyprecht mit der Teghetoff wird heute als die Erste gefeiert aber auch viele folgende Entdecker, wie z.B. Nansen trugen zur Kartierung der Inselwelt bei. Heute wird der Park von Russland verwaltet und es gibt einige besetzte Militärstationen. Auch in Erinnerung geblieben sind mir die Menschen, vor allem die Russen. Auf den ersten Blick wirken sie oft grob und schlecht gelaunt, aber kennt man sie etwas länger sind sie sehr herzlich und fürsorglich. Nie vergessen werde ich, wie sie aus Wodka, Nescafe, Kondensmilch einen super Baileys in einem 5 Liter Emailletopf gekocht haben…
Eisbär und Walrösser in Franz-Josef-Land

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