Elbrus (Kaukasus, Russland) 2017


Der Kilimandscharo liegt nun 5 Jahre zurück. Mit Bergen ist es etwas wie mit dem Kinder kriegen. Man vergisst die anstrengenden Stunden und behält nur die positiven Seiten im Kopf. Daher ging ich frohen Mutes, aber mit einigen Zweifeln den zweiten Berg in dieser Reihe: den Elbrus. Offiziell Teil der Seven Summits, höchster Berg Europas und ein Schichtvulkan von 5642 m Höhe. Insgesamt war die Reise entspannter als ich dachte. Mit Aeroflot ging es über Moskau nach Mineralnye Vody nahe der georgischen Grenze, in eine Region, die für ihre Mineralwasserquellen und Kurorte bekannt ist. Die erste Nacht verbrachten wir im nahegelegenen Pjatigorsk bevor es weiter nach Cheget ging, wo wir unser Hotel für die nächsten Tage aufschlugen. 
Blick vom Terskol auf den Kaukasus

Die Akklimatisation war nicht optimal, da wir nur 2 Wanderungen machten: Zum Terskol und zum Cheget. Bei beiden erreichten wir aber nur ungefähr 3000 m. Der Elbrus ist dem Kaukasus etwas vorgelagert. Der Terskol ist Teil des Elbrusmassivs und bietet einen gigantischen Ausblick auf den Kaukasus, der mit seiner Schönheit an die Alpen erinnert. Der Cheget ist schon Teil des Kaukasus‘ und bietet dadurch einen kompletten Blick auf den vergletscherten Ost- und Westgipfel des Elbrus. Der Westgipfel ist 20 m höher und daher unser Ziel. Nach 3 Tagen Vorbereitung ging es ins Elbrus Basecamp auf 3700 m und am gleichen Tag noch zu den Pastukovfelsen auf 4700 m, was uns leider nicht so gut bekam. Die Übelkeit und Kopfschmerzen übermannten uns am Abend oder spätestens in der Nacht und machten es uns schwer etwas zu essen. Aber auch hier half die Zeit und der nächste Tag, der noch ein Ruhetag sein sollte. Nach einem Gletschertraining verbrachten wir den Rest des Tages mit Schlafen und Essen. In der nächsten Nacht war es dann soweit, es ging los. Um 1:30 Uhr war Abmarsch. Essen fiel um diese Zeit sehr schwer und wurde mit der zunehmenden Höhe nicht leichter. Meine Taktik ist es, einfach auf die Füße des Vordermannes zu schauen und nie nach oben. Die Zeit verging und wir bewegten uns im Omatempo auf den Sattel zu. Auf 5300 m kam endlich die Sonne über den Berg und wärmte uns. Noch etwas mehr als 300 Hm. Es ging mir gut. Ich war viel besser ausgerüstet als auf dem Kilimandscharo, hatte nun Dampfsocken und Expeditionshandschuhe, und es war mir nur selten kalt. Die körperliche Verfassung war gut. 8 Schichten am Oberkörper und 4 Hosen taten ihr Übriges. Die Maximaltemperatur lag bei Windstille und Sonne bei circa -12°C. Gegen 10 Uhr erreichten wir den Gipfel zusammen mit vielen anderen Bergsteigern und circa 20 Militärleuten. Der Ausblick war gigantisch. Ein paar Quellwölkchen hatten sich gebildet. Nachdem ich am 19.07.2012 auf dem höchsten Berg Afrikas stand, war ich nun am 13.07.2017 auf dem höchsten Berg Europas angekommen. Ein überwältigendes Gefühl. Der Abstieg musste mit Konzentration angegangen werden. Vor allem die Flanke des Westgipfels war sehr steil und abschüssig. Trotzdem geht es runter natürlich um einiges schneller als hoch. Was ist mir in Erinnerung geblieben? Vor allem gigantische Ausblicke, die russische Gastfreundschaft, leckeres Essen, wie verschiedenste Suppen oder Hitchin, sowie eine großartiges Bergsteigererlebnis, was ich mit nur 6 Wochen Vorbereitungszeit erreicht habe. Anfügen muss man allerdings, dass der Aufstieg für Naturliebhaber von der Nordseite erfolgen sollte, da die Südseite sehr touristisch und damit auf etwas überlaufen ist. Auf der Nordseite gibt es allerdings keine Infrastruktur. 
Westgipfel des Elbrus

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