Der
Kilimandscharo liegt nun 5 Jahre zurück. Mit Bergen ist es etwas wie mit dem
Kinder kriegen. Man vergisst die anstrengenden Stunden und behält nur die
positiven Seiten im Kopf. Daher ging ich frohen Mutes, aber mit einigen
Zweifeln den zweiten Berg in dieser Reihe: den Elbrus. Offiziell Teil der Seven
Summits, höchster Berg Europas und ein Schichtvulkan von 5642 m Höhe. Insgesamt
war die Reise entspannter als ich dachte. Mit Aeroflot ging es über Moskau nach
Mineralnye Vody nahe der georgischen Grenze, in eine Region, die für ihre Mineralwasserquellen
und Kurorte bekannt ist. Die erste Nacht verbrachten wir im nahegelegenen Pjatigorsk
bevor es weiter nach Cheget ging, wo wir unser Hotel für die nächsten Tage
aufschlugen.
Blick vom Terskol auf den Kaukasus |
Die Akklimatisation war nicht optimal, da wir nur 2 Wanderungen
machten: Zum Terskol und zum Cheget. Bei beiden erreichten wir aber nur
ungefähr 3000 m. Der Elbrus ist dem Kaukasus etwas vorgelagert. Der Terskol ist
Teil des Elbrusmassivs und bietet einen gigantischen Ausblick auf den Kaukasus,
der mit seiner Schönheit an die Alpen erinnert. Der Cheget ist schon Teil des
Kaukasus‘ und bietet dadurch einen kompletten Blick auf den vergletscherten Ost-
und Westgipfel des Elbrus. Der Westgipfel ist 20 m höher und daher unser Ziel. Nach
3 Tagen Vorbereitung ging es ins Elbrus Basecamp auf 3700 m und am gleichen Tag
noch zu den Pastukovfelsen auf 4700 m, was uns leider nicht so gut bekam. Die
Übelkeit und Kopfschmerzen übermannten uns am Abend oder spätestens in der
Nacht und machten es uns schwer etwas zu essen. Aber auch hier half die Zeit
und der nächste Tag, der noch ein Ruhetag sein sollte. Nach einem
Gletschertraining verbrachten wir den Rest des Tages mit Schlafen und Essen. In
der nächsten Nacht war es dann soweit, es ging los. Um 1:30 Uhr war Abmarsch.
Essen fiel um diese Zeit sehr schwer und wurde mit der zunehmenden Höhe nicht
leichter. Meine Taktik ist es, einfach auf die Füße des Vordermannes zu schauen
und nie nach oben. Die Zeit verging und wir bewegten uns im Omatempo auf den
Sattel zu. Auf 5300 m kam endlich die Sonne über den Berg und wärmte uns. Noch
etwas mehr als 300 Hm. Es ging mir gut. Ich war viel besser ausgerüstet als auf
dem Kilimandscharo, hatte nun Dampfsocken und Expeditionshandschuhe, und es war
mir nur selten kalt. Die körperliche Verfassung war gut. 8 Schichten am
Oberkörper und 4 Hosen taten ihr Übriges. Die Maximaltemperatur lag bei
Windstille und Sonne bei circa -12°C. Gegen 10 Uhr erreichten wir den Gipfel
zusammen mit vielen anderen Bergsteigern und circa 20 Militärleuten. Der
Ausblick war gigantisch. Ein paar Quellwölkchen hatten sich gebildet. Nachdem
ich am 19.07.2012 auf dem höchsten Berg Afrikas stand, war ich nun am
13.07.2017 auf dem höchsten Berg Europas angekommen. Ein überwältigendes
Gefühl. Der Abstieg musste mit Konzentration angegangen werden. Vor allem die
Flanke des Westgipfels war sehr steil und abschüssig. Trotzdem geht es runter
natürlich um einiges schneller als hoch. Was ist mir in Erinnerung geblieben?
Vor allem gigantische Ausblicke, die russische Gastfreundschaft, leckeres
Essen, wie verschiedenste Suppen oder Hitchin, sowie eine großartiges
Bergsteigererlebnis, was ich mit nur 6 Wochen Vorbereitungszeit erreicht habe.
Anfügen muss man allerdings, dass der Aufstieg für Naturliebhaber von der
Nordseite erfolgen sollte, da die Südseite sehr touristisch und damit auf etwas
überlaufen ist. Auf der Nordseite gibt es allerdings keine Infrastruktur.
Westgipfel des Elbrus |
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