Svalbard 30.6.2014-12.7.2014
Longyearbyen |
MS Plancius |
Diese Reise war schon lange ein Traum von mir und dieses Jahr ist er endlich wahr geworden. Auf in den Norden mitten im Sommer. Das Packen gestaltete sich schon einmal schwierig. Ich habe einfach wie für einen Skiurlaub gepackt und auch die Regensachen mitgenommen. Von Genf ging es nach Kopenhagen und dann nach Oslo. Dort mussten wir eine Nacht übernachten und am Morgen ging es weiter nach Longyearbyen in Spitzbergen mit Zwischenlandung in Tromsö. Tromsö begrüsste uns leider mit 12 Grad und Regen, was schon mal ein guter Vorgeschmack auf Spitzbergen war. Der Flughafen von Longyearbyen war recht klein und die Wege sehr kurz. Unser Gepäck wurde in einen Truck verladen, der es zum Schiff bringen sollte. Für uns ging es in die Stadt, da wir erst zwischen 16 und 17 Uhr boarden durften. Leider regnete es und wir schafften es nur, einen kleinen Spaziergang zu machen und verbrachten den Rest der Zeit in einem Cafe und dem Supermarkt. Wie sie nachher rausstellte, war es eine gute Idee noch Kekse und Schokolade zu kaufen, da es das auf dem Schiff überhaupt nicht gab. Der Ort ist wirklich klein und nach ein paar Minuten hatten wir auch das Gefühl, alles gesehen zu haben und machten uns auf dem Weg zum Schiff: Der MS Plancius (Oceanwide Expeditions). Dies wurde 1976 gebaut und war ein holländisches Forschungsschiff bis 2004 und wurde dann für Touristen umgebaut. Am Anfang war ich etwas geschockt, da es recht klein schien. Es war aber völlig ausreichend und da wir nur eine geringe Anzahl an Passagieren waren, stellte sich nach ein paar Tagen ein familiäres Gefühl ein.
Es hiess also einchecken, Kabine suchen und erst einmal auspacken. Der Abend war lang und wir bekammen alle nötigen Informationen zur Reise, zur Crew und natürlich zur Sicherheit. Die Crew bestand hauptsächlich aus Wissenschaftlern, die uns viel beibringen werden auf dieser Fahrt. Unser russischer Kapitän begrüsste uns mit den Worten: You can always come and ask me and I will explain you why not...
1. Tag auf See: Longyearbyen 078°12.0’N / 014°12.4’E
Es ging erst gegen 18 Uhr in Longyearbyen los und damit war der erste Tag auch schon fast zu Ende. Nachdem wir das Ablegemanöver beobachtet hatten und das Schiff erkundet hatten, ging es langsam zum Abendbrot. Morgens und mittags gab es Buffet und abends dann ein 3-Gänge-Menü. Das Essen war wirklich super und der österreichische Chefkoch verwöhnte uns mit Kaiserschmarrn und Apfelstrudel. Direkt im Anschluss wurden die ersten Tiere gesichtet: Finnwale. Die zweitgrössten Tiere auf der Erde nach den Blauwalen. Das war wirklich gigantisch. Immer wieder tauchten 2 Wale direkt an unserem Boot auf. Was für ein Start. Damit ging der Abend doch schnell rum und wir gingen ins Bett nachdem die Wale uns verliessen. Man hatte nie so ein richtiges Müdigkeitsgefühl, da es ja immer taghell war.
2. Tag auf See: Kongsfjord & Ny-Ålesund 078°57.8’N / 011°51.7’E
Am Morgen ankerten wir im Kongsfjord zwischen 2 Gletschern. Sonne begrüsste uns und wir sahen zum ersten Mal die blaue Farbe der Arktisgletscher. Die Zodiacs brachten uns an Land und wir wanderten auf der alten Moräne entlang. Wir sahen Teile des Gletschers abbrechen, was ein gigantisches Schauspiel war und wir sahen einen Halo um die Sonne. Nach dem Mittagessen ging es nach Ny-Ålesund. Die Zodiacs brachte uns an Land und wir besuchten diese Forscherstadt. Man darf hier amximal 2 Jahre bleiben und braucht eine Genehmigung um anzulanden. Die Forscher werden in der Kantine versorgt. Essen mitzubringen oder selbst zu kochen, ist verboten. Von nun an sind wir ganz im Sinne des Naturschutzes unterwegs. Wir dürfen an Land nicht essen, nichts zerstören, nichts anfassen etc. Auch unsere Gummistiefen müssen immer wieder gereinigt werden, um Samen etc nicht von einer Stelle zur anderen zu tragen. Das Highlight hier war der Mast, an dem das Luftschiff von Roal Amundsen befestigt war und der immernoch erhalten ist. Mit diesem Schiff flog Amundsen 1926 über den Nordpol. Hier erzählten uns unsere Guides die Geschichte der Entdeckung des Norpols. Außerdem befindet sich hier die nördlichsten Poststation der Welt.
3. Tag auf See: Tinayrebukta 079°12.05’N / 012°05.20’E
Wieder ankerte die Plancius in einem Fjord etwas nördlicher und wir machten uns auf zu unserer ersten richtigen Wanderung, auf der wir auch ein Schneehuhn und Rentiere sehen sollten. Die Wanderung ging durch Flüsse und über doch sehr tiefe Schneefelder, was eine besondere Herausforderung war. Zu diesem Zeitpunkt lag ungewöhnlich viel Schnee für die Jahreszeit. Den letzten Abstieg rutschten wir herunter, wobei sich unsere Regenhosen als super praktisch erwiesen. Geschafft kehrten wir zum Mittagessen zurück.
Papagaientaucher |
Wir hatten etwas Zeit und machten zum ersten Mal Mittagsschlaf, was sich als gute Taktik herausstellte. Wir wurden jeden Morgen um 7 geweckt und waren abends selten vor 23 Uhr im Bett. Das war mit der Zeit dann doch etwas ermüdend. Der Mittagsschlaf war die perfekt Lösung.
Am Nachmittag ging es dann mit den Zodiacs auf einen Cruise. Dabei haben wir die Möglichkeit sehr nah und die Küste bzw Gletschern heranzufahren und Tiere zu beobachten. Dieses Mal waren es vor allem die süssen Papageientaucher und andere Vögel. Das Schiff fuhr in der Zeit etwas weiter und als wir zurück kamen, ging es Richtung Krossfjorden um den 7 km langen Lilliehöökbreen Gletschern anzuschauen. Wir haben sicher 2 Stunden dort verbracht und einfach nur den Gletschern angeschaut. Es war gigantisch und nie auch nur annähernd langweilig. Die See war ganz ruhig und die Stimmung mystisch. Am Abend ging es dann Richtung
Krossfjorden und Kongsfjorden um weiter nördlich ins Grönländische Meer zu fahren mit dem Ziel: Packeis.
4. Tag auf See: Fuglefjord und Packeis 079°49.3’N / 011°17.3’E
Fauler Eisbär |
Das Schiff ankerte nördliche von Sallyhamna. Heute fuhren wir Kajak, was unmöglich schien. Es war sehr windig und neblig und die gefühlte Temperatur war eiskalt. Allerdings wurden wir mit den Zodiacs ins Fuglefjord gebracht, wo es etwas ruhiger war. Von den Zodiacs liessen wir uns in die Kajaks gleiten und ruderten an der Küste entlang Richtung Gletscher. Unsere Tour wurde gegen 12 Uhr beendet, da ein Eisbär gesichtet wurde. Man konnte nur den Kopf sehen, aber da es unser erster Eisbär war, waren wir natürlich begeistert. Allerdings wurde es kälter und kälter und als wir auf dem Schiff ankamen, konnte ich Hände und Füsse nicht mehr spüren. Eine Dusche half zum Glück. Nach dem Mittag bewegt sich das Schiff in Richtung Ytre Norskøya Insel, wo wir schon von Weitem einen Eisbär mit Kind klettern sahen. Sobald ein Eisbär ein Junges bei sich hat, ist er grundsätzlich weiblich. Die Männer kümmern sich nicht um Jungtiere. Später legten sich beide zum Schlafen hin und wir hatten die Möglichkeit mit den Zodiacs näher ran zu fahren. Da sich damit die Wanderung erledigt hatte, fuhren wir weiter Richtung Norden ins Packeis, wo wir erst eine Robbe und später zwei Eisbären ganz nah sehen sollten. Einen beobachteten wir eine ganze Zeit. Er liess sich von dem Schiff überhaupt nicht stören und es war wirklich ein Erlebnis ihn in freier Wildbahn zu beobachten. Das Packeis tat natürlich sein übrigens und bot eine super Kulisse. An diesem Tag überquerten wir 80°N, was unsere nördlichste Postion auf dieser Reise war. Eigentlich sollte es noch nördlicher gehen, aber es gab einfach zu viel Eis, dass den Weg versperrte.
5. Tag auf See: Sorgfjord & Alkefjellet 079°56.1’N / 016°43.16’E
Am Morgen ging es für uns an Land und wir liefen mit den Schneeschuhen eine grosse Runde übers Land. Danach bestiegen wir einen kleinen Hügel (Krosshaugen), wo sich noch gut erhaltene Hütten und Walfängergräber aus dem 17. Jahrhundert befanden. Skorbut war damals die häufigste Todesursache. 1693 kämpften hier 40 holländische Walfängerboote gegen 3 französische Kriegsschiffe und lieferten sich den nördlichsten Kampf der Geschichte. 13 holländische Boote wurde gekapert, die anderen kamen davon.
Gletscher mit Wasserfall |
Vögel |
Am Nachmittag erreichten wir die Vogelfelsen von Alkefjellet. Hier leben 100000 Vogelpaare und man kann vor Vögeln den Himmel kaum sehen. Das war nicht ganz so mein Ding, aber die Ornithologen hat es gefreut. Links und rechts der Felsen gab es allerdings zwei gigantische Gletscher und über einen floss sogar ein Wasserfall. Am Ende sahen wir sogar noch unseren ersten Polarfuchs.
6. Tag auf See: Hamiltonbukta & Alicehamna 079°49.0’N / 011°58.0’E
Eisbär mit Delfin |
Das Schiff ankerte heute in Raudfjord, was nach einem roten Sandstein benannt ist, der hier gefunden werden kann. Heute ging es wieder mit den Zodiacs durch die Hamiltonbukta. Diese Bucht war sehr ruhig und von einigen Gletschern umgeben. Hier sollten wir die beste Eisbärsichtung von allen haben. Wir konnten richtig nah ran, da der Bär an Land lang lief und wir im Wasser waren. Wir beobachteten ihn eine ganze Weile. Leider lag auch ein totes Eisbärbaby am Strand, was der männliche Eisbär begutachtet und dann doch nicht gegessen hat, da es wohl nicht fett genug war. Nachdem der Eisbär ins Wasser kam, mussten wir wegfahren. Man darf ihm auch nicht folgen, da er sich dann gejagt fühlen könnte. Eisbären stehen unter Naturschutz und dürfen nur im äussersten Notfall erschossen werden. Eisbären bekommen 1-3 Kinder, meist überlebt aber nur eins. Die anderen werden aufgegeben. Die Jungen bleiben 3 Jahre bei ihrer Mutter und erst dann wird sie wieder neue Junge gebären.
Eisbär und totes Jungtier |
Am Nachmittag machten wir uns mit den Schneeschuhen wieder auf zu einer Wandertour. Leider nieselte es und war auch sehr neblig. Die Situation wurde noch verschärft als wir frische Eisbärspuren fanden, die uns zum Abstieg zwangen. Nach der Wanderung gab es noch die Möglichkeit schwimmen zu gehen, die wir allerdings nicht in Anspruch genommen haben. Auf der anderen Seite der Bucht wurden 2 Eisbären gesichtet, die beide einen Delfin gegessen haben. Also brachte uns die Zodiacs zu Ihnen und wir sahen Eisbär Nummer 2 und 3 an diesem Tag. Am Abend erwartete uns ein Arctic BBQ an Deck mit viel Fleisch und Glühwein.
7. Tag auf See: 14th July Glacier & Fuglehuken 79°07.4’N / 011°46.4’E
An diesem Tag gingen wir direkt vor dem 14. Juli Gletscher vor Anker, der sehr aktive sein sollte, wie wir später herausfinden sollten. Mit den Zodiacs ging es an Land und auf der Seitenmörane machten wir eine Wanderung, die uns einen super Blick auf den Gletscher bieten sollte. Auf dem Weg sahen wir ein Bartrobbe, die auf einer Eisscholle sass und sich während unserer gesamten Wanderung nicht einmal bewegte. Auf dem Rückweg vom Gletscher brach ein grosses Stück und verursachte eine Flutwelle. Die Geräusche während eines Abbruchs sind wirklich laut und schwer wiederzugeben. Nach der Wanderung machten wir noch eine kleine Tour zu einem kleinen Vogelfelsen, der viele Papageientaucher beheimatete.
Am Nachmittag ankerten wir am nördlichsten Punkt von Prins Karls Forland: Fuglehuken und machten uns wiederrum zu einer kleinen Wanderung auf. Hier sahen wir einige Rentiere und einen Polarfuchs. Von einer kleinen Anhöhe hatte man einen super Blick über die endlose Tundra, die gerade am Auftauen war. Für die Gummistiefel waren wir daher sehr dankbar.
8. Tag auf See: Bellsund: Camp Millar & Forsbladodden 77°44.4’N / 014°23.3’E
Wir kamen immer weiter nach Süden voran. Es wurde immer grüner und es war kaum noch Schnee zu sehen ausser auf den Bergen. Bäume und Pflanzen gab es trotzdem nicht, aber dafür grosse Rentierherden. Das Wetter an diesem Tag war sehr sonnig und wir gingen morgens an Land um Rentiere und Vögel zu beobachten. Die Rentiere waren an Besucher gewöhnt und nicht scheu, so lange man sich nur wenig bewegte. Am Nachmittag wollten wir nach Bamsebu, doch ein Eisbär liess uns nicht anlanden und wir mussten auch aufgrund der windigen Bedingungen weiterfahren. Später legten wir dann doch noch in Forsbladodden an und begaben uns auf eine kurze Wanderung.
9. Tag auf See: Poolepynten & Ymerbukta GPS: 078°27.5’N / 011°54.0’E
Es ging nun wieder Richtung Norden und unser letzter Tag auf See war gekommen und der sollte es in sich haben. Das Wetter war relativ schlecht. Trotzdem machten wir uns auf zur Ostküste des Prins Karls Forlandet um Walrösser zu sehen. Diese waren auch da, allerdings erlaubten uns ein Eisbär und der Nebel keinen Landgang. Daher machte sich das Schiff auf den Weg Richtung Isfjorden und damit auch schon auf den Weg Richtung Hafen. Der Seegang lies es einigen nicht wirklich gut gehen. Daher gab es zum erstmal nichts zu tun und wir hörten Vortrage oder schrieben Karten. Am Nachmittag kamen wir zum Esmarkbreen, von dem ein gigantisches Stück abbrechen sollte während wir dort sind. Es war ein Schauspiel. Am Abend wurde dann gepackt und noch einmal über die tollen Erlebnisse gesprochen.
Sehr traurig waren wir am Ende, als wir das Schiff verlassen mussten. Wir haben wirklich nette Leute kennengelernt. Hatten viel Spass zusammen und auch mit der Crew. Den ganzen Tag über waren wir gespannt, ob wir noch nach Oslo kommen würden, da die ersten Flüge des Tages abgesagt wurden. Wir hatten Glück und konnten am Nachmittag aus dem 5 Grad kalten Spitzbergen abfliegen. In Tromsö begrüssten uns 25°C und Sonne. Ich war schon einmal im Winter da, aber bei Sonne ist es noch einmal eine gigantischere Kulisse. In Oslo waren es dann 30 Grad und der Temperaturwechsel war doch etwas hart. Wir schleppten uns ins Hotel und liessen den Urlaub in Oslo ausklingen. Wir werden wohl noch lange daran zurückdenken bzw. bald zu neuen Abenteuern aufbrechen...
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